PROJEKT: Restaurierung und Instandsetzung
EAI Scientific Analog Computer TR-48
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EAI TR-48; Fundstelle Hochregallager, Berlin 2015
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Eine ganz spannende Entdeckung: Ein Analogrechner der amerikanischen
Firma Electronic Associates Incorporated (EAI), Type TR-48. Nach
Angaben des Vorbesitzers war dieser Rechner an der Technischen
Universität Berlin im Einsatz und stand nach seiner
Ausmusterung,
Veräußerung und Rettung Jahrzehnte im Hochregallager
einer
Schlosserei.
Ein Gabelstapler muss her.
Auch zwei starke Männer bekommen den (voll ausgebauten) TR-48
nicht getragen.
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EAI TR-48. An der Fundstelle. Ansicht von hinten, Berlin 2015.
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Nach Transport und
Verladung (vier starke Männer): erste Recherche. Der TR-48
wurde
von EAI im Jahr 1961 vorgestellt ; bis 1967 wurden über 700
Stück dieses Tischrechners geliefert (EAI Report No. 012).
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EAI TR-48. Auch noch aufgesammelt: Diverses Accesoires des Rechners. |
Die modulare Bausweise ermöglicht eine geordnete
Restaurierung.
Erste Herausforderung: Herausnehmen des Programmierfelds. Das
Prorammierfeld wird mittels einer motor-getriebenen, starren Mechanik
in den Rechner eingeriegelt - man muss das Gerät einschalten,
um
das Feld zu entriegeln und an die dahiner befindlichen Rechenmodule zu
gelangen (der Mechanismus benötigt neben den 115V für
den
Motor ledeglich die -20V Relaisspannung; die anderen Spannungen
können durch Ziehen der Sicherungen am Netzteil deaktiviert
bleiben). Mit DISENGAGE fährt der Arm zurück und gibt
das
Programmierfeld frei.
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EAI TR-48. Sicht hinter das Control Panel. |
Jeweils links und rechts kann der TR-48 von vorne geöffnet
werden:
Links das Control Panel, rechts die Tür mit den
Koeffizienten-Potentiometern.
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EAI TR-48. Sicht auf den Mechanismus zum Ein- und Entriegeln des
Programmierfelds. |
Sehr aufwändig sind
Kabelführung und Infrastruktur in einem Analogrechner. Jedse
Rechenmodul benötigt teils mehrere Betriebsspannungen, jedes
Rechenmodul bietet Ein- und Ausgänge für die
Rechenspannungen. Viele Signalleitungen sind geschirmt.
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EAI TR-48. Kabelbäume und Infrastruktur des TR-48 von hinten. |
Jeder Rechenverstärker und jedes Koeffizienten-Potentiometer
kann einzeln adressiert, gesetzt und ausgelesen werden.
Bild unten zeigt die Adressier- und Auslesematrix, realisiert mit
20V-Relais; die Anwahl erfolgt mittels mechanischen, gegenseitig
auslösenden Schaltern vom Bedienfeld.
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EAI TR-48. Relaisfeld hinter dem Control Panel. |
Nach Zerlegen in die einzelnen Komponenten, Reinigung und hernach
Richten der Elektrik ließ sich das Netzteil erfolgreich in
Betrieb nehmen. Der EAI TR-48 arbeitet mit insgesamt 6
Betriebsspannungen: +15V, -15V, +30V, -20V, +5V und 6,3Vac).
Darüberhinaus werden in zwei gesonderten
Operationsverstärkern zwei Referenzspannungen (+ 10,000V und
-10,000V) für den eigentlichen Rechenbetrieb erzeugt.
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EAI TR-48. Netzteil Type 10.309
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Zentrale Komponente für
Analogrechner bilden die Rechenverstärker, ausgeführt
als Operationsverstärker mit der exakten Verstärkung
*(-1) bei identischer Beschaltung mit Widerständen im
Eingangs- und Rückkoppelzweig. Die hier zum Einsatz kommenden
Module (AMPL) vom Typ EAI 6.514 vereinen zwei dieser transistorisierten
Operationsverstärker in einem Einschub.
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EAI TR-48: Amplifier Typ 6.514 Austausch der Kondensatoren: Links
vorher, rechts nachher.
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Konkret stellte sich
bei der Restaurierung leider heraus: 9 von 10 der
Verstärker ließen sich nicht "Nullen" und sie
rechneten
nicht. Neben Kontaktproblemen an den Steckern zeigte sich nach Studium
der Schaltung
rasch, dass die Hauptursache dafür in den verbauten
Kondensatoren zu finden war (merkwürdigerweise zeigte eine
C-Messung mit einem Multimeter wohl den richtigen
Kapazitätswert an, in der Schaltung konnten die
Kondensatoren aber offenbar die Spannung nicht halten).
Bild oben zeigt die Abhilfe: Austausch der alten Kondensatoren durch
neue (half in 8 von 9 Fällen).
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EAI TR-48. Das Integrator-Netzwerk Typ 12.1322 trägt teils deutliche Spuren der Zeit. |
Die über 20 Jahre unbeachtetes Lagern haben dem Rechner teils sehr
zugesetzt: Neben Alufraß und Zinpest finden sich auch Blüten
von Eisenrost: Bild oben zeigt ein Integrator-Netzwerk.
Die elektronischen Integrierer Type 12.1322 sind
größtenteils leider defekt: nur 2 von insgesamt 8
Einschüben arbeiten wie vorgesehen. Wenn man bedenkt, dass die
neben den Vestärkern platzierten Netzwerk-Einschübe
eigentlich nur die Aufgabe haben, einen Kondensator in den
Rückkoppelzweig zu schalten, ist die Elektronik
unverhältnismäßig aufwändig gestrickt und auch
weder sonderlich genial designt noch verarbeitet (in den
Vorgänger-Typen 12.764 wurde die Aufgabe mit drei Relais
gelöst).
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EAI TR-48 |
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Dokumentation:
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